Lu. D. 19.04.
Nun ist die Hochzeitsnacht, auf die wir uns gefreut hatten auch vorbei, es war ganz komisch, als ich ins Bett ging. Damit ich nicht ganz allein war, da hab’ ich den Tiroler Bub, den Du mir einmal auf der Mundenheimer Kerwe geschossen hast, mit ins Bett genommen, am Morgen lag er noch brav neben mir hat mir gar nichts getan, aber nun musst Du bald heimkommen, damit ich auch weiß, dass ich Frau J. bin, ich kann mich aber da so schnell nicht hineinfinden. Gestern sind wir in den Hindenburgpark und haben Aufnahmen gemacht, es war sehr schönes Wetter gewesen den ganzen Tag hat für mich die Sonne gescheint und heute regnet es schon den ganzen Tag., da hab’ ich aber Glück gehabt , dem Glücklichen scheint die Sonne die Sonne am Hochzeitstag, wenn man nur einmal wieder glücklich sein dürfte und der Krieg wäre aus, weißt Du es wäre bald Zeit, denn lange darf der Krieg nicht mehr dauern, die Menschen werden so langsam mürbe, ist ja auch kein Wunder, immer muss man in der Angst leben, kommt Er gesund wieder und ich bin halt nicht so, dass ich noch stolz bin, dass ich meinen Mann hergeben durfte. Das weißt Du ja, Heut morgen hörte man die Nachrichten und da sagte einer, dass die Deutschen trotz dem kalten Winter immer noch kämpfen können und dass Ihnen der Winter nichts anhaben konnte, hoffen wir, dass wenn die Offensieve losgeht, sie nicht auch so denken, denn das wäre nicht auszudenken, aber wir wollen die Hoffnung nicht aufgeben, dass es doch noch gut wird, der S. G., der jüngste, ist nun auch in Russland gefallen, kennst doch die Leute, haben bei uns in der Rosenstr. im Haus gewohnt, 21 Jahre alt, was hat so ein junger Mensch jetzt von seinem Leben gehabt, nichts, gar nichts, aber wer frägt danach, es kommt ja nicht darauf an, wenn nur der Bolschewismus geschlagen ist und aus der Welt geschafft ist, damit einmal für den Arbeiter bessere Zeiten kommen, darauf freuen wir uns ja alle, aber hoffentlich brauch’ ich später nicht mehr ins Geschäft und meine Kinder sollen auch keine Fabrikarbeiter geben. Die müssen was Ordentliches lernen, damit es denen nicht geht wie ihrer Mutter. Lieber Oskar, habe am Standesamt das Buch mein Kampf bekommen und ich solle fleißig lesen und das tue ich auch, denn es interessiert mich sehr, hab auch schon gelesen da ist fast alles schon eingetroffen was der Führer in jüngeren Jahren ausgedacht hat. So mein lieber Oskar, nun will ich schließen lege mich ein Std. schlafen, bin müde, mache Dir erst noch 2 Päckchen mit Hochzeitskuchen, damit Du auch etwas davon hast. Bleibe gesund mein lieber Oskar und komme bald heim. Viele Grüße und tausend innige Küsse sendet Dir Deine Frau