Notizen von unterwegs
17.08.03: Bei mäßig warmem Wetter bringt mich mich der Audi 80 von Frankenthal, via Siegerland, Münster und Emden, zuverlässig durch das Ruhrgebiet – endlich nach Norddeich. Dank guter Pflege durch seinen Erstbesitzer, den Schwiegervater, hat das Fahrzeug – in makellosem, elfenbeinweißen Lack – schon mehr als 25 Jahre überdauert! Wie vereinbart, stelle ich das Auto an der Tankstelle bei Theo Jakobs ab, der mich freundlicherweise mit meinem Gepäck noch bis an den Hafen bringt. So erreiche ich locker die Fähre um 18.30 h nach Norderney, wo mich mein Freund Hermann – Zoologe mit Leib und Seele, Erforscher der Wattfauna mit internationaler Reputation - schon am Anleger erwartet. Bei tief stehender Sonne sitzen seine Frau Heidi, er und ich wenig später auf der kleinen Terrasse der Dienstwohnung. Sie ist Teil eins ehemaligen Wehrmachtsgebäudes, einem sich vor den Stranddünen duckenden, einstöckigen, aus roten Backsteinen errichteten Bau, die Außenwände mit Zierreben bewachsen. Seine Vorderfront ist einer großen, überwiegend mit Strandgräsern und wenigen Sanddornsträuchern bestandenen Fläche – zu Hitlers Zeiten als Militärflugplatz genutzt - zugewandt. Einige Pferde grasen hier auf einer abgeteilten Weide; nicht weit davon geben sich einige Dohlen, Silbermöwen und Schwarz-Weiß-Rot tragende Austernfischer ein Stelldichein. Bei Mozarella auf Tomaten als Vorspeise, gefolgt von Pellkartoffeln und Pferdebohnen mit Speck, genießen wir gemeinsam die warme Abendsonne – ein perfekter Abend! Mit Ausnahme des Specks stammen alle Zutaten des Abendmahles aus eigenem Anbau. Hermann bewirtschaftet in einer Art „Lehen“ eine Gartenparzelle auf dem Amtsgelände der Küstenforschungsstelle Norderney. Trotz des leichten Sandbodens und stetiger Ernteverluste durch einen penetranten Fasanenhahn, ringt Hermann der „Scholle“ wohlschmeckendes Erntegut ab. Der milde Abend verlockt zu einem Flaniergang auf der Strandpromenade bis zur Marienhöhe, wo wir zu einem delikaten Eis einkehren. Ein langer, erlebnisreicher Tag - mein 65. Geburtstag, neigt sich seinem Ende entgegen.