05.3.42
Heute als Post kam, war ich ganz erstaunt. Denke Dir, von Dir allein erhielt ich 7 Briefe und 2 Karten. Von meiner Mutter 4 Briefe und 1 Karte. Und sonst noch 6 Briefe und 3 Karten. Es war fast nur Post für mich gekommen. Kannst Dir denken, wie ich beneidet wurde…Den Salat und Aufschnitt würde ich ganz gern mit Dir von den Geburtstagsplatten herunterfuttern. Nun, einmal später. Dass ich beim Küssen stillhalten würde, ist doch selbstverständlich. – Dass ich den Nahkampf zur Genüge kenne, hab’ ich Dir doch schon mal geschrieben. Das erzähle ich Dir alles einmal. Wenn wir mit den Truppen in Frankreich ausgetauscht würden, das wäre fein. Mal das Frühjahr abwarten. Bis es soweit ist. Es ist ja schon Anfang März. Also die Hauptsache vom Winter bereits herum. Von der Wollsammlung haben wir prima warmes Zeug erhalten. Mehr als wir brauchen konnten, war das. Da hat sich die Heimat selbst übertroffen. Ich hab’ einen ganz neuen Pullover, Handschuhe, Schal usw. erhalten. Nun bei der Kälte hat man es auch brauchen können…
Du und meine Mutter müsst viel Freude am Weinen haben. Das ist anscheinend Eure Hauptbeschäftigung. Ich meine, es wäre noch Zeit genug zum Heulen, wenn wirklich mal was passiert ist. Bis jetzt bin ich noch pumperlgesund. Was wollt Ihr denn noch mehr. Kannst mir glauben, auch ich denke gern an die schönen Stunden von früher zurück. Aber zu ändern ist da nichts. Man macht sich nur selbst fertig dabei. Und wir brauchen unsere Gedanken zu anderen Sachen. Schon mancher, der den Kopf hängen ließ, und an Vergangenes dachte, hat dadurch eine verpasst bekommen. Ich bin nun wachsam…. Wenn wir im Einsatz sind, bin ich vollkommen gefühllos. Da hab’ ich nur den Gedanken, alles was vor mir ist, umzulegen. Es können nicht genug von dem Gesindel verrecken. Besser die, als wir. – Musik hören wir halt gar keine. Außer der, die der Russe für uns macht. Aber die klingt nicht gut. Das werden später mal die schönsten Stunden werden. Abends nach dem Essen noch ein bisschen auf den Chaiselongue und dazu das Radio… Die drei Päckchen wirst Du wohl wieder zurückbekommen. Von meiner Mutter war eins 17 Tage unterwegs. Dann kam es zurück. Aber die Sperre wird ja auch mal aufgehoben. Wir sind halt am weitesten von zu Hause entfernt. Die anderen haben es da besser. Ich bin doch gar nicht mehr bei S. Was Du immer damit hast. Also, wie ich eben im nächsten Brief sehe, sind die Päckchen schon wieder zurückgekommen. Pech für mich. Aber nichts zu ändern. Deswegen wird der Krieg doch gewonnen. ….Wenn es mit Urlaub mal klappt, dann werden die Tage ausgenutzt, das ist klar. Freuen tu’ ich mich gar nicht darauf. Sonst wird es nichts. …R. hat mir heute wieder geschrieben. Du seiest noch nicht bei ihm gewesen. SA Sturm 11/17, Blücherstr. 7 Der will doch sehen, dass er etwas für Dich tun kann, wegen Deiner Versetzung bei … die Papiere (für die Ferntrauung) hab’ ich nun auch abgegeben. Bin mal gespannt, wie lange das dauert. Wenn Du eines Tages auf das Standesamt geladen wirst , und dann nein sagst, kannst Du etwas erleben…