den 10.12.41
…Die Post kommt ganz unterschiedlich an. Trotzdem ist man herzlich froh darüber und freut sich. Wenn Post kommt, so ist das überhaupt unsere einzige Freude….Du weißt ja wenn es geht, schreib’ ich Dir immer. Ich bin halt auch einige tausend Kilometer von Dir entfernt und es gibt dringendere Sachen zu befördern, als Post. Denke nur, wenn wir keine Verpflegung und Munition bekämen. Dann könnten wir mitsamt der Post einpacken. Dass Du immer in Deinen Briefen so verbittert schreibst, gefällt mir nicht. Das soll kein Vorwurf sein. Aber stell’ Dir vor, wenn wir genau so wären. Dann arme, deutsche Wehrmacht. Also das wird anders. Verstanden! Ich sehe es schon kommen. Ich komme nach Haus, sehe noch recht gut aus, trotz den Strapazen und Du bist eine verbitterte Jungfer. Das wird sofort anderst. Hat ja auch keinen Zweck. Dass ich an deinem Geburtstag, ebenso wie an Weihnacht an Dich denke, ist doch klar. Ich werde mit meinen Geschenken ganz bei Dir sein. Und weiß auch, dass Du an mich denkst. Ich bin ganz erstaunt , von wegen einem Kind. Du warst doch immer so dagegen, während des Krieges. Nun, darüber lässt sich ja reden, wenn es soweit ist. – Wegen dem Film Annelie kannst Du beruhigt sein. Wir bekommen keinen Film zu sehen. Das gibt es nur hinten in der Etappe. Wir haben nur Konzerte. Leider sind sie immer ein bisschen laut und Splitter und Kugeln fliegen herum. Das ist unsere Musik…Es ist wohl die dritte Weihnacht, die ich nicht bei Dir bin. Aber nächstes Jahr bestimmt. Da ist Schluss mit Russland. Und England wird auch fertiggemacht. Du kannst es ruhig glauben. Nun hilft ja auch noch Japan mit. Den Krieg verlieren wir auf keinen Fall. Davon bin ich felsenfest überzeugt. In nächster Zeit bekommen wir auch noch einen Bundesgenossen. Dass die Flieger selten kommen, freut mich. – Die Pulswärmer habe ich noch. Brauchst Dir nicht noch mal die Arbeit machen. Heute habe ich Dir ein Handtuch und eine Schreibmappe gesandt. Hoffentlich bekommst Du es auch. Ebenso die Seife.