Russland, 22.10.41
Herzlichen Dank für Deine Briefe vom 26.9., 2.10., 4.10. und Karte vom 5.10. aus Schwetzingen….Es kann sein, dass in der nächsten Zeit die Feldpost für uns ausbleibt. Und auch sonst sich manches ändert. Aber das kann ich Dir hier im Briefe halt nicht mitteilen. Hauptsache bleibt, dass es vorwärts geht. Und daran kann auch der kommende Winter nichts ändern. Der Krieg wird fortgeführt, und den Russen keine Zeit zum Schnaufen gelassen. Aus diesem Grunde ist auch in nächster Zeit nicht an Urlaub zu denken…Dass Dir das Knipsen so viel Spaß macht, freut mich. Die beiden Bilder, die Du mir mitgeschickt hast, sind doch prima. Das Gruppenbild ist ganz scharf. Es hat nur den Schönheitsfehler mit Deinem kurzen Rock. Ich habe das Bild schief gehalten, und wollte Dir unter den Rock sehen, aber es geht leider nicht. – Liebes Mädel ! Teile mir doch mit, ob es Dir an Deinem neuen Arbeitsplatz gut gefällt. Ob Du da bleiben willst und ob Du dort weniger verdienst…- Das mit dem Spähtrupp und dem Dnjepr ist schon lange erledigt. Du wirst später mal staunen, wo ich überall herumgefallen bin. Den L. hätte ich ganz gerne bei mir. Den würde ich fertigmachen. – Auf den Bildern siehst Du gut aus…Auch das Gedicht ist sehr schön. Ich finde auch, dass Du mir in letzter Zeit recht liebe Briefe schreibst…. – Du meinst, Du würdest mich kaum noch kennen. Das glaube ich nicht. Denn verändert habe ich mich ja nicht. Wenigstens ich merk’ nichts davon. Man wird halt älter. Und ich habe ja schon früher einen alten Kopf gehabt. Und dann noch 2 Jahre Krieg. Aber wenn ich mal erst wieder meine Ordnung habe, dann geht es schon wieder. – Zur Zeit regnet es bei uns mal wieder, Und ich bin, genau wie die anderen, durch und durch nass. Das ist ein herrliches Gefühl. Wenn das Wasser in den Stiefeln herumläuft und man so richtig friert. Aber das ist ja alles scheißwurst und wird auch wieder anderst.