Russland, 20.10.41
17 lange Tage waren wir ohne Post gewesen. Und nun kam auf einmal eine ganze Menge. Allein von Dir erhielt ich 3 Päckchen, 2 Karten und 5 Briefe….Die Kekse haben ganz herrlich geschmeckt. Denn so etwas hat man schon monatelang nicht mehr gegessen. – Aus Deinen Briefen und Karten habe ich gesehen, dass Du zwei Sonntage mit meinen Eltern fort warst. Das freut mich ganz besonders. …Dass die Post so lange ausblieb, da sind besondere Verhältnisse Schuld, über die ich im Brief nicht schreiben kann. – Du meinst der Krieg hier in Russland ginge langsamer als man gedacht habe. Mein liebes Kind, Du musst Dir mal die Karte genau ansehen. Allein die Ukraine ist so groß wie Frankreich. Das ist halt ein Riesenreich. Wir haben ja hier in Russland schon fast 2000 km zusammenmarschiert. Stell’ Dir mal die Entfernungen vor. – Die zwei Flaschen Schuster hebe mir auf. Da helfe ich auch mittrinken. Und freue mich schon heute darauf… – Hast ganz Recht, wenn Du die K.d.F. -Veranstaltungen besuchst. Da hast Du doch ein bisschen Abwechslung. – Die Russenmädel sehen wir uns schon nicht an. Denn die sind uns viel zu schmutzig und puppig. So viel Dreck und Elend gibt’s nur einmal. Hier im Arbeiter-Paradies. Das kann sich in Deutschland kein Mensch vorstellen.