23.5.40
Auch heute wieder ein paar freundliche Grüße aus Frankreich…Lege Dir ein paar Marken bei. Die kann ich hier doch nicht gebrauchen. Denn hier ist alles markenfrei. Mit dem schönsten Salatöl putzen wir unsere Gewehre, wenn wir abgelöst werden und für ein paar Stunden zur Ruhe kommen….Wir leben wirklich wie Gott in Frankreich. Wenn wir Hunger haben, gehen wir irgendwo hinein und holen uns, was wir brauchen. Wein, Likör, Sekt usw. gibt es hier natürlich auch in Hülle und Fülle. Also man braucht nur zu sagen, Herz was begehrst. Dass wir so manchem Huhn den Hals herum drehen, kannst Du Dir auch denken. Das wäre so richtig etwas für Dich. Oft kommt man aber auch spät abends in ein Quartier hinein, wo wunderschönes Essen und Trinken herumsteht…Wenn der ganze Krieg so weiter geht, muss bald ein
Ende sein, wir hoffen es wenigstens. Heute habe ich auch mit noch einem Kameraden den ersten Franzosen gefangen genommen. Wir standen hinter einem Baum, und da kam er aus dem Walde heraus. Ich habe gleich meine Maschinenpistole auf ihn angeschlagen und der andere Kamerad hat ihn auf französisch angerufen. Wie er sah, dass wir zu zweit waren und die Waffen schussbereit hatten, hat er sein Gewehr weggeworfen. Ich hatte trotzdem furchtbar Angst er würde nun erschossen werden…Im übrigen ist alles „la guerre et terrible“. Das heißt auf deutsch: der Krieg ist schrecklich. Ich kann schon ein bisschen französisch. Man lernt halt alles.