02.06.05: Auch heute ziehen wieder Wolken auf, doch dazwischen blinzelt ein wenig Sonne; es scheint mir etwas weniger kalt, aber ab 15 h setzt wieder Regen ein. Heute nehme ich den Weg von Schwedenhagen am Ökologischen Institut entlang, in dem – ähnlich wie bei der Vogelwarte und den anderen der Universität Greifswald angeschlossenen Forschungsstellen in Kloster – keine nennenswerten Aktivitäten erkennbar sind. Man sieht keine Studenten, nur zwei vor dem Gebäude abgestellte Fahrräder und einen beleuchteten Laborraum; auf einigen Regalen sind Einmachgläser zu erkennen, die vermutlich Untersuchungsproben enthalten.
Unterhalb des „Schwedenecks“, am stillgelegten Anleger hinter dem Hafen von Kloster, haben zwei Sturmmöwen, die üblicherweise ihre Nester in Kolonien auf flachen Grasinseln anlegen, jeweils einen Poller als Nistplatz gewählt. Ebenso wie die Einzelbruten auf Bäumen, scheint diese Form der Nestanlage die Reaktion der bodenbrütenden Möwen auf die offenbar hohe Fuchspopulation zu sein. Noch nirgends – ausgenommen die Darss-Wiesen bei Wieck – sah ich so häufig Füchse am hellen Tag auf der Jagd oder Jungfüchse bei ihren Balgereien wie hier im Norden der Insel. Ich wandere am Bodden entlang, an Grieben vorbei zum Alten Bessin. Es gibt wenig Neues: die erste Grauammer und – ein echtes ‚highlight’ – ein kräftig und ausdauernd singender Drosselrohrsänger. Es ist seit langem (und noch lange danach !) der erste (und letzte), den ich erlebe; denn nicht nur in den Schilfgürteln der mittelrheinischen Gewässer, sondern auch an den Seen in anderen Bundesländern sind seine Vorkommen fast vollständig erloschen. Lediglich im Brandenbúrgischen und im Müritzer Seengebiet ist der große Rohrsänger noch anzutreffen. Ansonsten notiere ich am Boddenweg: 3 Brandgänse landen an einem Schilfgürtel, der einen kleinen Teich auf der Weidefläche am Bodden säumt. Auf dem weiteren Weg registriere ich insgesamt mindestens 4 Reviere des Neuntöters; auch das ist erfreulich, denn auch die Bestände des Rotrückenwürgers, wie der Neuntöter auch genannt wird, sind vielerorts ebenfalls stark rückläufig. Als ich am Bodden entlang auf den Alten Bessin komme, machen sich besonders Feldlerchen, Sprosser, und Grauammer bemerkbar, während ich auf dem gesamten Weg nur eine Rohrammer antreffe. Über den Bodden fliegen 8 Graugänse – die ersten, die ich auf Hiddensee zu dieser Zeit sehe -, und wenigstens 10 Brandgänse verteilen sich auf dem Flachwasser am Alten und Neuen Bessin. An sonstigen Wasservögeln bietet sich ein begrenztes Artenspektrum in geringer Individuenzahl (Kormorane ausgenommen); einzelne Stockenten und Blessrallen, ein Paar Mittelsäger, 2 Säbelschnäbler, 2 Austernfischer, je ein einzelner Kiebitzregenpfeifer auf dem Durchzug, und ein Kiebitz; außerdem einzelne Küstenseeschwalben, auf einer vorgelagerten Sandbank ca. 220 Kormorane.