II. Die Hunde der Sand-Algarve
Zweifellos sind die Hunde der Algarve in ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung, ebenso wie ihre Artgenossen in anderen Regionen, den oben genannten Kategorien zuzuordnen; sie haben sich jedoch durch unterschiedliche Umstände gleichsam aus der Mensch-bezogenen, von diesem abhängigen Rolle des Begleiters und „Befehlsempfängers“ gelöst und haben als „freie Hunde“ (s. 2.7) eine sekundär-wildundartige Lebensweise angenommen. Mit den faszinierenden „Hunde der Sand-Algarve“ habe ich in dem zu jener Zeit noch nicht vom Massentourismus gezeichneten Küstenstreifen zwischen Faro im Westen und Tavira am Rio Sequa, Manta Rota bis Villa Real de Santo Antonio im Osten Bekanntschaft gemacht. Wer immer an den Hunden der Sand-Algarve sein Interesse finden mag: ich weiß nicht, ob sie in dem von mir erlebten Verbund im frei lebenden Rudel noch existieren. Man sollte sich zuerst mit der Algarveküste östlich von Tavira selbst vertraut machen. Die Bezeichnung „Sand-Algarve“ ist für diesen Landstrich überaus zutreffend, denn ihr Charakter und landschaftlicher Reiz, die Lebensweise ihrer Bewohner, ihre Fauna und Flora, ihr Gesamtbild ist ganz wesentlich durch die flach ins Meer hineinführende Sandküste geprägt; doch eigentlich vermag erst das vielfältige Wechselspiel zwischen den beteiligten Elementen Sand, Wasser und Himmel dieser Landschaft ihren ganz eigentümlichen Reiz zu verleihen: Es ergibt sich ein einzigartiges Zusammenwirken, eine wechselseitige Ergänzung zwischen den weiten Strandsäumen mit vorgelagerten Lagunen und Nehrungssanden, den offenen oder bewachsenen Sanddünen einerseits, und dem zwischen gelb-grau-braun, amethyst- oder smaragdgrün sowie allen Blaufarben des Spektrums chamäleongleich farbwechselnden Meer und dem im Zenit angrenzenden Himmel andererseits. Wie das Meer, so nimmt auch der Himmel der Algarve von Stunde zu Stunde und über die Zeiten des Jahres die vielfältigsten Farbstimmungen an, die in höchster Vollendung auf einer unerschöpflichen, wundersamen Palette komponiert scheinen.