den 4.4.42
Heute erhielt ich eine ganze Menge Post von Dir. …Dazu noch 5 Päckchen. 2 mit Keks ,1 mit Feigen und 2 mit Bonbons. Ich hab’ mich so gefreut, dass ich nun an
Ostern auch etwas habe. Aber meine Freude war gleich vorbei. Denn kurz danach wurde mir folgendes erzählt. Die Post vom 18. oder 20.März solle restlos verbrannt sein. Ich war ganz verzweifelt, als ich es erfuhr. Denn dabei waren doch unsere Heiratspapiere. Und die Urkunde über die Ferntrauung. Was ist denn da jetzt zu machen? … Heute Abend gehe ich sofort zum Bataillon und erkundige mich. … Dass wir aber auch mit der Sache gar kein Glück haben. Vielleicht ist es aber doch nicht wahr. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich Dir auch ein Bild (Postkarte) von mir geschickt. Nun, wenn das futsch ist, liegt mir nichts daran. Und weißt Du das Neueste. Die Urlaubssperre ist aufgehoben. Vorgestern ist der erste Kamerad aus unserer Kp. gefahren. Da bekäme ich nun in zwei bis drei Wochen Heiratsurlaub. So fahren aber erst eine ganze Menge mit Kindern. Dann kommt lange nichts und dann komm’ vielleicht ich. Aber deswegen mach’ ich mir nichts draus. Ich bin zufrieden, wenn die Papiere doch nach Hause kommen und es mit der Ferntrauung klappt. ..Mit dieser Ungewissheit habe ich eine schöne Ostern…Du weißt ja gar nicht, wo ich bin. Vor S. schon lange nicht mehr. Gerade entgegengesetzt. Kapiert ! Da, wo schon so oft der Wehrmachtsbericht mit begonnen hat.- Wir haben den Feind auch erst kennenlernen müssen. Das können die anderen auch. …
Den Likör habe ich schon lange erhalten. – Radio hören wir nicht. Das ist für die Herren die hinten sind. Für die sind auch die Soldatenheime und Kinos. Hier ist es halt wie im Kino. Hinten sind die guten Plätze… Liebes Mandl ! Soeben habe ich mit unserem Bataillonskommandeur gesprochen … Mein Hauptfeldwebel muss an das Standesamt Ludwigshafen schreiben, dass die Heiratspapiere von uns aller Wahrscheinlichkeit nach durch Fremdeinwirkung (Flieger) verbrannt sind. Von der Heiratsurkunde wird eine Abschrift gemacht und auch ans Standesamt geschickt. Die Papiere müssen wir dann später nochmals beschaffen. Da ist halt nichts zu ändern. Es heißt ja, dass nicht alles verbrannt sei. …Ich hoffe nur, dass sich bei uns das Sprichwort bewahrheitet: Was lange währt, wird gut. …Wie ich die russischen Flieger hasse. Und die Hunde fliegen gerade jetzt wieder lustig über uns herum und bombardieren. Liebes Mandl ! Du kannst ja von Erna den Ahnenpass nehmen. Von mir hat es meine Mutter, und der Rest, der ist ja gleich besorgt. Wenn eine Abschrift ans Standesamt kommt, musst Du gleich hingehen und sagen ,wie es ist. Die sollen nicht so kleinlich sein. Ich kann doch auch nichts dafür. Hatte mich so gefreut, und nun ist es vielleicht Essig…