Russland, 12.11.41
Mit herzl. Freude habe heute 3 Päckchen von Dir erhalten. Schokolade, Drops, Briefhüllen. Die Drops hast Du mir nur für den Durst geschickt und hier bei uns ist schon Winter. Mein liebes Mandl ! Von dem Briefe nichts bei meinen Eltern erzählen. Wir sind seit einigen Tagen wieder so richtig drin. In den ersten zwei Tagen über 40 Kameraden durch Tod oder Verwundung verloren. Und jeden Tag kommen Neue hinzu. Wir sind in der Kompanie noch 48 Mann. Andere Kompanien sind noch schwächer. Was wir z.Zt. hier erleben, ist das Schrecklichste was ich mir denken kann. Wo ich bin, darf ich Dir ja nicht mitteilen, aber es geht ganz „Krim“-mig zu hier.Und Du musst Dir vorstellen, Tag und Nacht im Freien. Kannst aber nicht ein bissl herumlaufen, sonst knallt’s von drüben. Und keine Decke und kein Stroh. Morgens meint man gerade man sei erfroren. Ich bin nur mal gespannt, wie lange das noch gehen soll. Denn wenn es noch lange dauert, sind wir ja alle kaputt. Von oben bis unten verdreckt, 8 Tage schon nicht gewaschen, die Uniform zerrissen und nun schon Tage nass von oben bis unten. – Von meiner Gruppe sind auch wieder 4 Mann weg, alle nur verwundet. Jetzt hab’ ich nur noch 3 von den ehemaligen 9. Aber die Hauptsache ist, die sechs sind nur verwundet, und keiner tot. – Am besten haben es z.Zt. unsere Läuse. Denn zum Fangen haben wir keine Zeit und Gelegenheit. So können sie sich schön vermehren und fressen uns bald. – Ja, mein Liebes, bei uns sieht es aus, wie es die Heimat nicht weiß. Und wie es in keiner Wochenschau gezeigt wird. Ich hab’ nur den Wunsch, recht bald raus aus der Scheiße…