Im Osten, 20.7.41 (zuvor noch an der Westfront)
Heute ist mal wieder Sonntag. Und ich wäre schon zufrieden, wenn ich jetzt ein schönes Glas Wasser zu trinken hätte. Noch eine Zigarette dazu, dann wäre ich wunschlos glücklich. Du musst wissen, dass man hier nicht mal Wasser zu trinken hat. So einen armen Feldzug hab’ ich noch nicht erlebt. Die Leute zu Hause, die noch an den Kommunismus geglaubt haben, sollten mal hier sein. Die würden staunen, über das sogenannte Arbeiter-Paradies. So etwas Primitives, und Armseliges hab’ ich noch nicht gesehen. Das ist genauso wie in Bosnien (Jugoslawien). Von gestern auf heute haben wir wieder 60 km gemacht. Auf schlechten ‚Straßen und nichts zu „saufen“. Aber die Hauptsache ist, es geht vorwärts. Und eines Tages ist auch wieder Schluss. Heb’ nur Deinen Urlaub noch ein bisschen auf. Bis September denke ich, dass Schluss ist. Und ich dann Urlaub bekomme, wenn ich noch lebe. Wir haben hier in der Kompanie viele junge Leute von ca. 20 Jahre. Die fallen nun wie die Mücken, bei den langen Märschen usw. Ich halte aber ganz schön durch. Mit Blasen an den Füßen habe ich keine Beschwerden ….- Ich habe schon lange keine Post von Dir erhalten. Das liegt aber sicher an der Post. Denn schon lange Tage gibt es bei uns keine Post. Ihr dürft doch 100 Gramm senden. Wenn es geht, sende mir doch ein paar Zigaretten. Oder ein paar Drops, Pfefferminz oder so etwas. Brausepulver und Puddingpulver wird auch dankend angenommen. Es ist halt so, dass es hier gar nichts gibt. Bin nur froh, wenn Schluss ist. Aber sonst geht es mir noch gut…..