An der Front - im Wechselbad der Gefühle
Die vom Gefreiten Oskar per Feldpost an seine Verlobte und – nach einer Ferntrauung im Mai 1942 – spätere Ehefrau Amanda von der Front übermittelten Briefe geben überwiegend Eindrücke aus dem Alltag an der Front wieder. Sie enthalten zu einem beträchtlichen Anteil triviale Fragen, alltägliche Wünsche und Grüße an Amanda. Auch diese persönlichen Passagen ohne zeitgeschichtlichen Bezug wurden teilweise in die Auszüge der Feldbriefe übernommen, vermitteln sie doch den unterschwellig vorhandenen, quälenden Zwiespalt zwischen Pflichterfüllung und persönlichen Bedürfnissen. Standhaft verteidigt Oskar seinen Glauben an den Führer und an die Heeresführung: Er bekämpft sich selbst gegenüber - und ebenso bei seiner Braut Amanda - jeden Zweifel an der Berechtigung und am Sinn des Krieges. Immer wieder, bis zu seinen letzten überlieferten Briefen im Mai 1942 macht sich Oskar- gleichsam wie ein lautes Rufen im dunklen Wald - selbst Mut. Er klammert er sich an die vage Hoffnung, „dass bald einmal Schluss ist“, und dass die lange erduldeten, schweren Entbehrungen irgendwann einmal durch ein glückliches, friedvolles Leben in einem gemeinsamen Heim mit Amanda belohnt werden. Der Leser spürt mehr und mehr – auch „zwischen den Zeilen“ -, dass Oskar mit dem Erleben von so viel Tod und Verzweiflung – bei seinen Kameraden ebenso wie bei dem verhassten Feind – die Hoffnung auf das so schmerzhaft ersehnte „zur Ruhe kommen“ mehr und mehr schwinden sieht. Er spürt die Ausweglosigkeit und nimmt das unvermeidbare, drohende Schicksal an.