Montag, 02.06.08: Eher noch wärmer als gestern, fast wolkenloser Himmel. Gegen 11h steuert Kapitän Petersen mit der „Rungholt“ zunächst Hallig Oland an. Ungeachtet bereits einsetzender Ebbe und damit niedrigen Fahrwassers, dehnt der wortkarge Käpt’n den Zwischenstopp in Oland auf gut eine Stunde aus. Wie sein Bootsmann Jörg mir verrät, hat Uwe Petersen heute Geburtstag. Seine Laune scheint dies nicht zu heben: er spricht kaum ein Wort mit mir, bleibt verschlossen und bärbeißig. Ich nutze den Aufenthalt bis zur Weiterfahrt nach Hallig Gröde dazu, meiner künftigen Wirtin (nach der Woche auf Gröde werde ich noch einige Tage auf Oland bleiben) einen ersten Besuch abzustatten. Mein künnftiges Domizil erweist sich als ein idyllisch von Zierreben und Blumen umranktes, reetgedecktes Friesenhaus am Fething, im Zentrum der Halligwarft. Der Fething – ein kreisrunder Teich – diente früher bei Hochwasser als Trinkwasser-Reservoir und Viehtränke. Im Unterschied zu Gröde mit der Knutswarft und der Kirchwarft, weist Oland nur diese eine Warft auf. Der Fething ist eingefasst, nicht naturbelassen wie derjenige von Gröde. Direkt über der Eingangstür meines künftigen „Heims auf Zeit“ hat eine Rauchschwalbe, die allgemein als Glücksbringer geachtet wird, ihr Nest auf einem vertrockneten Erntekranz befestigt. Als ich ein Foto machen will, stößt sie mit schrillen Rufen auf mich herab, so dass ich eiligst den Türbereich verlasse; mich überrascht, dass Rauchschwalben in Verteidigung ihres Nestes so heftig attackieren. Vielleicht war es aber auch nur ein besonders agressives Exemplar. Bei der Ankunft in Gröde gegen 14.30 h werden wir (zufällig kehrten meine Wirtin Sabine Gessing und Sohn Jesper mit dem gleichen Schiff, der „Rungholt“, vom Festland zurück) vom Ehemann meiner Wirtin und Tochter Malin abgeholt. Das Gepäck transportiert Jesper mit dem Traktor-Anhänger vom Anleger auf die Warft. Mein erster, fast 3 Stunden dauernder Rundgang auf Gröde (als ich gegen 17.30 zurückkehre, Sabine Gessing: „Was, die ganze Zeit sind Sie unterwegs gewesen?“) bringt mir einige interessante Beobachtungen: Auch jetzt, Anfang Juni, sind noch kleine Restgruppen von 3-10 Ringelgänsen auf der Hallig unterwegs. Es scheint, dass die Anzahl der auf Gröde nistenden Limikolen (Austernfischer, Säbelschnäbler, Rotschenkel) – ausgenommen der Kiebitz – deutlich zugenommen hat: Rotschenkel von ca. 5 auf >10 Brutpaare, Säbelschnäbler ebenfalls von 5 auf > 10 Brutpaare. Auch der Bestand an Küsten- und Flussseeschwalben scheint von ca. 50 auf >100 -150 Brutpaare in 4 Kolonien zugenommen zu haben. Allein eine von mir gezählte Kolonien am NW-Rand der Hallig umfasst ca. 60 Nester (53 Eigelege gezählt und großteils fotografiert). Zwei weitere Kolonien befinden sich im Nordosten der Hallig, teilweise vergesellschaftet mit Lachmöwen. Etwa 90% sind 2er Eigelege, 10% der Nester sind nur mit 1 Ei belegt. Dieser positive Trend im Brutvorkommen von Limikolen und Seeschwalben ist gegenläufig zu den vielerorts verzeichneten abnehmenden Beständen.