Donnerstag, 29.05.08:
Zum Frühstück formuliere ich das Erlebte zu zwei Schnaken und einer Fliege:
Heut’ kehr’ ich ein
im Gasthaus „Zum Müden“;
sonnig mein Raum,
Terrasse nach Süden;
vor dem Fenster
ein Schattenbaum.
In der Dusche
kreisen
zwei Schnaken;
vor dem Fenster
zum Garten
zirpen zwei Meisen.
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Musca, die Fliege,
landet am Bett,
putzt ihre Augen -
auf geblümtem Bezug
sitzt es sich nett;
nun möchte sie schon
etwas Leckeres saugen;
doch auf dem Laken
herrscht Mangel,
an Bissen, die taugen.
Am Frühstückstisch
ist die Lage besser;
da landet sie
neben dem Messer -
der Käse ist frisch.
Vor meiner Klatsche
kann sie sich retten -
kein Wunder,
bei diesen Augen
aus tausend Facetten!
Ein weiterer warmer, sonniger, fast schon sommerlicher Tag. Bei Kerzenlicht genieße ich das opulente Frühstück im Landgasthaus „Zum Müden“.Um 9h starte ich zu einem Ausflug zum Pietschmoor bei Heber, das aus weitläufigen Trockenwiesen und darin eingelagerten Feuchtmoor-Flächen besteht. Holzstege führen durch das Naturschutzgebiet, wo mich von fern Kranichrufe begrüßen. Kein Mensch weit und breit, kaum Vogelrufe, und auf den Kolken, die von kleinen, mit Wollgras bedeckten Inseln durchsetzt sind, fehlen Wasservögel; nur eine einzelne Krickente schwimmt langsam aus meiner Sicht. Ich genieße die Ruhe dieser Landschaft. Eine ungewohnte, belebende Stille erfüllt den Morgen. Auf einer Trockenwiese schreitet ein futtersuchender Kranich. Er ergänzt die Reihe der von mir registrierten Vogelarten: Kolkrabe, Kuckuck, Wachholderdrossel, Star, Rauchschwalbe, Fitis, Zilpzalp, Gartengrasmücke, Krickente, Turmfalke und – wie bereits am Tag zuvor – ein Baumpieper, unverkennbar durch seinen Gesang, eine stetig abfallende melodische Tonreihe.
Im Moor
Am Moorsteg glimmen
Libellen in Blau,
zum Ring verbunden
am Spätmorgentau;
fern schwinden
Fetzen von Stimmen.
Auf den Planken
- gefurcht und verblichen -
such ich den Weg,
folge den Wolken,
meinen Gedanken
- der Alltag ist gewichen.
Gen Hamburg geht es weiter, dann nach Kiel zum 50-jährigen Jubiläums-Treffen meiner Abitursklasse (OIb) der „Kieler Gelehrtenschule“, und endlich in die Einsamkeit der Hallig Gröde