Dienstag, 10.06.08: Heute Morgen kurz nach 6h aufgestanden, gegen 7h Warftrundgang. Taube „Frieda“ (so habe ich sie inzwischen benannt) ergeht sich wieder gemächlich, glatt und ruhig im Garten, so, als wäre sie hier zuhause. Das Wetter scheint umzuschlagen. Bewölkung zieht auf, es wird deutlich kühler und windiger. Auf der Oland-Warft (Gröde) habe ich bisher folgende Vogelarten registriert: Haussperling (< Gröde), Bachstelze, Bluthänfling und Zaunkönig (fehlen auf Gröde), Amsel und Rauchschwalbe (> Gröde), Mehlschwalbe, Star und Ringeltaube (fehlen auf Gröde). Die größere Artenzahl auf Oland erklärt sich durch den größeren Baum- bzw. Buschbestand. Außerhalb der Warft noch folgende Arten: 1 Ringelgans, >= 300 Austernfischer (Nichtbrüter), 1 Kormoran, 7 Brandgänse, 8 ♀w Eiderenten, ca. 10 – 15 Bp. Löffelreiher. Morgen werde ich mit Frau Nommensen in bzw. auf ihrer „Hauslore“ nach Langeness zu fahren. Wenn das Wetter sich hält, werde ich eine Strecke durch das Watt gehen. Doch schon verheißen dunkle Wolken ein eher durchwachsenes Wetter. Die Bezeichnung „Warft“ (auch Wurt, Warb, Werf, Werft, Warf) leitet sich übrigens ab vom Verb „werfen“; Warften sind also künstlich aufgeworfene Erdhügel. Erste, nur 2-3 m hohe Anlagen datieren auf ca. 3. Jahrhundert v.Chr; später sind es bis 7 m hohe Aufschüttungen, die zu Wohnhügeln als Schutz vor Sturmfluten ausgebaut werden. Mit 15 Häusern und einer Fläche von 3 ha ist die Hanswarf auf Hallig Hooge die größte Warf. Bei der größten überlieferten Sturmflut von 1362, die als erste große Mannstränke in die Annalen einging, ertranken 1 Million Menschen! 7 Kirchspiele mit 50 Kirchen und zahlreiche Dörfer versanken in den Fluten. 6.408 Menschen und 50.000 Stück Vieh ertranken, 1.300 Häuser wurden zerstört. Es entsteht die Insel Strand. Fast 300 Jahre später, am 11.10.1634, zerstörte die zweite große Mannstränke die Insel Strand. Sie wurde völlig zerrissen; übrig blieben Nordstrand, Pellworm und Nordstrandischmoor. Es entstanden 50 Halligen, deren Namen nicht alle bekannt sind. Eine der größten neueren Sturmfluten wird aus dem Jahr 1825 berichtet, als am 03./04.02. von 937 Hallig-Bewohnern 74 ertranken; von 339 Hallig-Häusern wurden 79 vernichtet und 233 unbewohnbar. 270 Menschen flohen nach Föhr oder emigrierten nach Amerika. Eine der großen Sturmfluten im 20. Jahrhundert ereignete sich am 16.02.1962. Es gab keine Menschenopfer, führte aber zu größeren Verlusten. Von 117 Häusern wurden 11 zerstört und 84 stark beschädigt. Vielerlei mundartlich geprägte Begriffe werden in Nordfriesland verwendet: als Pricken bezeichnet werden besenförmige Seezeichen, die meist aus dünnen Birkenstämmen bestehen. Sie werden im flachen Wasser am Rand von größeren Prielen ausgesteckt und kennzeichnen die Fahrrinne. Porren sind Krabben, Nothgras ist ein Flächenmaß auf den Halligen. Es bezeichnet die Weidefläche, die zum Grasen eines Rindes nötig war. 1 Nothgras = 1 ha = 4 Schafgras (oder 8 Lämmer oder 1 Pferd); Das plattdeutsche Wort Nost steht für eine Viehtränke auf den Fennen; Unter Meede versteht man das „Mähland“, das Heuland auf den Halligen.; Glüb oder Glieb ist eine Art von Schubnetz zum Fang von Krabben per Hand; Döns ist die tägliche Wohnstube, Ditten sind quadratische Platten (ca. 20x20x25 cm) aus getrocknetem Viehdung, die als Brennmaterial Verwendung fanden. Der im August und September blühende, friesische Halligflieder wird als Bondestare bezeichnet, und das friesische Nationalfest, bei dem am 21. Februar die symbolische Vertreibung des Winters begangen wird, ist das Biikebrennen. Nach ihrer Flächengröße ist die Reihenfolge der Halligen wie folgt:
Langeness 956 ha (18 Warfen, 114 Einw.)
Hooge 577 ha (9 Warfen, 120 Einw.)
Gröde 230 ha (2 Warfen, 14 Einw.)
Nordstrandischmoor 179 ha (4 Warfen, 18 Einw.)
Hamburger Hallig 110 ha (2 Warfen, nicht ganzjährig bewohnt)
Süderoog 62 ha (1 Warf, 2 Einw.)
Südfall 58 ha (1 Warf, nicht bewohnt)
Norderoog 8 ha (2 Schutzhütten, Vogelwart)
Habel 3,5 ha (1 Warf, 1 Vogelwart-Haus)