25.05.97: Auch heute morgen sonnig. Am Ökologischen Institut der Universität Greifswald ein weiterer singender Karmingimpel. Gegen 11h – noch immer scheint die Sonne am Dornbusch – östlich des Rabenberges eine Sumpfohreule. Da der Dornbusch kein geeignetes Brutbiotop aufweist, könnte sie vom Altbessin her eingeflogen sein, möglicherweise aber auch auf dem Durchzug in nördlichere Gefilde. Mittags im „Klausner“ genieße ich zum ersten Mal auf Hiddensee Dornfisch, diesen „langschnäbligen“, aalartigen Fisch – auch Armeleute-Aal genannt. Auffallend und gewöhnungsbedürftig sind seine hellgrünfarbenen Gräten; dazu gibt es Rote Grütze und Sanddornsaft. Auf der Terrasse am „Klausner“ hat sich ein Paar Buchfinken als „Mitesser“ etabliert. Ohne jede Scheu vor den speisenden Gästen fliegen sie auf die Tische, um Essensreste und Brotkrümel zu ergattern. Das gleiche kommensalische Verhalten – gekoppelt mit dem Verlust jeder Scheu vor den an den Tischen sitzenden Menschen und einer auf wenige Zentimeter verringerten Fluchtdistanz – konnte ich schon bei anderer Gelegenheit an Haussperlingen beobachten: in Strande an der Kieler Außenförde auf der Frei-Terrasse des Strandlokals „Bei Alexys“. In beiden Fällen zeigt sich die hohe Verhaltensflexibilität von Finkenvögeln, die bereits Darwin an dem großartigen Beispiel der nach ihm benannten Finken auf den Galapagosinseln untersucht und beschrieben hat. Karmingimpel habe ich nun an 7 verschiedenen Stellen auf Hiddensee gefunden; er ist also hier mit Sicherheit – ebenso wie auf dem Darss – zu einer an geeigneten Standorten nicht selten vorkommenden Art geworden. In der Sanddorn-Zone am häufigsten vertreten ist die durch ihren kargen Fluggesang auffallende Dornsgrasmücke; außerdem Sprosser, Bluthänfling und Stieglitz.