Hiddensee in Alten Zeiten
zur Zeit der Völkerwanderung (5.-7.Jh.) rückten slawische Stämme – die Wenden oder Ramen – in die Ostseeländer ein; sie wurden auf Rügen und Hiddensee sesshaft und hinterließen ihre Spuren; von dem Volk der „Ruganer“ (den Namen Ruga gab es schon im 1. Jh.) leitet sich der Name der Insel Rügen ab. Schon 1168 begann mit dem Einfall der Dänen und der Belagerung der „Tempelveste von Arkona“, die Vernichtung der Wälder auf Rügen und Hiddensee. Der Bischof von Roeskilde, zu dessen Sprengel die Insel Rügen mit Hiddensee gehörte, erteilte die Genehmigung zum Klosterbau, so dass 1296 der Zisterzienserorden hier zu einem neuen Standort gelangte. Als die Mönche nach Hiddensee kamen, gab es hier nur zwei Dörfer: im Norden Grieben und im Süden das 1700 aufgegebene, heute nicht mehr existierende Glambeke; während Grib Pilz bedeutet, leitet sich der Ortsname Glambeke von „glenboka“ (Tiefenort) ab. Auch der Name Gellen ist slawischen Ursprungs und geht vielleicht auf „jeleni“ (Hirsch) zurück; andererseits wird auch die Herleitung von Jelland = „jäles Land“ = gelbes Land = Sandland, in der Literatur angeführt. Der Ort Vitte ist aus einer Niederlassung entstanden, die von Heringfischern zum Betreiben ihrer Fischzüge angelegt wurde. Allmählich siedelten sich in Vitte, das erst 1513 mit 24 Katen urkundlich erwähnt wurde, ständige Bewohner an („hei wohnt in de Vitt“, „Fischer in der Vitte“). Es gab sowohl deutsche Namen wie Gau, Woller, Beyer, Gottschalk (Gottesknecht), Höfener, Schlieker und Schomaker (Schuhmacher), als auch slawische Namen wie Kollwítz und Koldewitz. 1626 erlitt der dänische König Christian IV. Bei Calenberg/Lutter eine entscheidende Niederlage durch General Tilly mit dem Heer Wallensteins. Im Jahr 1883 in Kloster durchgeführte Grabungen gaben Aufschluss über den Grundriss des Klosters und die Fundamente der Abteikirche, die nur den Mönchen und Laienbrüdern zugänglich war. Das einzige Gebäude aus der Klosterzeit, das noch jetzt steht und zum Gottesdienst benutzt wird, ist die „Kapelle vor dem Klostertore“, eine kleine Bauernkirche mit hölzernem Tonnengewölbe, das 1780 renoviert wurde. Der dazugehörige Landbesitz wurde in Eigenwirtschaft und mittels Verpachtung verwaltet. Nachdem 1534 durch den Landtag von Treptow in Pommern offiziell die Reformation eingeführt worden war, wurden die Klöster – darunter auch das auf Hiddensee – säkularisiert und gingen in den Besitz der Herzöge über. Der 30-jährige Krieg brachte Zerstörung auch nach Hiddensee. Bis 1632 hatte Hiddensee den Status eines fürstlichen Kammergutes. 1754 erwarb Kammerrat Joachim Ulrich Giese, geb. in Stralsund, Hiddensee, und errichtete auf der Basis des hier vorkommenden hochwertigen Tonvorkommen eine Fayencefabrik. 1785 werden 280 „Unterthanen“ als Aktivposten des Besitzes in einem Bericht erwähnt. Noch um 1800 herrschte das Gesetz der Erbuntertänigkeit und Leibeigenschaft, das erst durch die Reformen des preußischen Freiherrn von Stein beseitigt wurde. Ein ungewöhnlicher, für Hiddensee kennzeichnender Brauch uralter Herkunft ist die Verwendung sogenannter „Hausmarken“, deren Zeichen auf Runen zurückgehen und wohl von deutschen Kolonisten mitgebracht wurden. Jedes Haus war mit einer ganz bestimmten „Marke“ gekennzeichnet, die sich durch die Anordnung der Längs- und Querstriche von allen anderen unterschied, und nicht an die Person des jeweiligen Besitzers gebunden war. Das Haus und alle Gerätschaften wurden mit der jeweiligen Hausmarke versehen, um Rechte und Pflichten bei gemeinsamen Aufgaben zu regeln. Zur Auslosung für das Gemeinwohl durchzuführender Arbeiten wurden die verschiedenen Marken auf 1 Zoll langen Holz- oder Korkstücken eingeschnitten, den sogenannten „Kaweln“. Noch heute kann man an einigen Häusern in Vitte und Neuendorf die entsprechenden Hausmarken angebracht sehen.
Zur Entstehung von Hiddensee
Analog zu den diluvialen Höhen auf Rügen, die sich als Lehmmassive bei Rugard und Granitz sowie im Norden bei Wittow und Jasmund im Verlauf von drei Eisvorstößen mit Zwischeneiszeiten gebildet haben, ist auf Hiddensee das Hochland des Dornbuschs entstanden. Im Unterschied zu den Höhen des eiszeitlichen Inselkerns ist das Flachland ein Ergebnis des durch Meeresströmungen verursachten Transports von Sandpartikeln: Es bilden sich Sandbänke, sogenannte Schaaren, die sich nach und nach über den Wasserspiegel erheben und schließlich von ersten Pionierpflanzen besiedelt werden. Dieser Prozess einer fortschreitenden Verlandung lässt sich gut am Bessin beobachten: neue Landzungen schieben sich von der Halbinsel nach Süden ins Meer vor. Je mehr die Spitze dieser neuen Halbinsel in die Strömung gerät, desto stärker wird die Spitze zum Land hin umgebogen, so dass am Ende eine neue Verbindung mit dem Land geschaffen wird und sich dadurch eine Lagune bildet. Aus dieser Dynamik entstanden, setzt sich der Bessin in seiner ganzen Breite wechselweise aus Sandbänken und mit Schilf bedeckten Senken zusammen. Die Sandbänke werden nach und nach mit Pionierpflanzen besiedelt und sind letztlich mit Sanddorn und Büschen bewachsen. Auf ähnliche Weise bildete sich der südliche Ausläufer von Hiddensee: Im Schutz der zuerst entstandenen Düne hob sich in einem Verlandungsprozess Sumpf- und Wiesengelände aus dem Wasser.