01.05.92, 7.30h: Der Morgen beginnt freundlich mit einem reichhaltigen, von Frau M. auf einem kleinen runden Tisch servierten Frühstück. Vermischtes Wetter: ein blauer Morgenhimmel wird gegen Nachmittag immer stärker von Wolken besiedelt, am Abend verbündet er sich mit Sturm und Regen. Meine Tagetour beginnt in Zingst, am Parkplatz „Sundische Wiese“.Von dort mit dem Leihfahrrad (8 DM) bis „Pramort“, vorbei an dem zu DDR-Zeiten für die Öffentlichkeit gesperrten, als Militärsperrgebiet genutzten, spärlich bewachsenen, weitläufigen Gelände. Nur noch ein kleiner, halb verfallener Beton-Bau erinnert an die einstige Nutzung. Auf den Wiesen zur Boddenseite hin steht ein Trupp von 300-400 Kranichen. Einige üben sich verhalten in ihren ererbten Tanzschritten. Am Werder, und über dem ehemaligen Militärübungsgelände, immmer wieder kleine Flüge von 5-15 Kranichen; darunter sicher auch einige Darsser Brutvögel. Erfreulich viele Greifvögel: u.a. Wespenbussard, Turmfalke und – über dem Kirr – ein Seeadler. Auf der Insel Kirr sind trotz großer Sichtentfernung ca. 5 Paare Säbelschnäbler erkennbar. Alpenstrandläufer und Kampfläufer nun auch auf Kirr als Brutvögel ausgeblieben. Der Fitislaubsänger scheint hier deutlich im Vergleich zum Zilpzalp (Weidenlaubsänger) häufiger zu sein als in der Pfalz. Auch Baumpieper und Feldlerche sind erfreulichweise noch auffallend zahlreich vertreten..
Der „Bungalow“, in dem ich einquartiert bin, ist zwar eng, und einfach ausgestattet, aber alles Wesentliche ist vorhanden. Herr M., dessen Vater zu DDR-Zeiten ein angesehener Gebietsförster war, hat seinen Schwiegervater und mich zum Abendessen eingeladen. Er sei im Naturschutz tätig gewesen, und für mich ein geeigneter Gesprächspartner. Der Nachbar, ein passionierter Angler, hat gestern drei Zander von zusammen 11 kg Gewicht, und einen großen Hecht gebracht. So gab es abens frischen gebratenen Zander mit leckeren Bratkartoffeln und Salat.